Arbeitsfeld
Beschreibung
Landwirte, Agrarwissenschaftler, Bürger, Politiker - zur Landwirtschaft der Zukunft und neuen Anbaumethoden gibt es unzählige Perspektiven und Haltungen. Diese gehen mit unterschiedlichen Formen von Wissen einher: Doch wie können diese verschiedenen Wissenskulturen miteinander verbunden werden und in Austausch treten? Wie kann gegenseitiges Verständnis gefördert werden und welche Hürden zeichnen sich ab?
Der Lehrstuhl Soziologie mit Schwerpunkt Techniksoziologie und nachhaltige Entwicklung an der Universität Passau (Prof. Anna Henkel) entwickelt, implementiert und evaluiert ein innovatives Konzept zum Wissenstransfer. Ergebnisse der Agrarforschung können nicht ohne Weiteres in landwirtschaftliche oder zivilgesellschaftliche Kontexte "transferiert", also unverändert dort wirksam gemacht werden: Wissenschaftliches Wissen muss sich mit lokalen und praktischen Wissenskulturen verbinden, um unerwünschte Nebenwirkungen und Fehlanpassungen zu vermeiden. Angestrebt ist ein wechselseitig bereichernder Austausch zwischen Gruppen unterschiedlicher Weltwahrnehmungen und Wissenskulturen. Dafür ist eine Untersuchung agrarischer Wissensnetzwerke erforderlich. Ausgehend von Ansätzen insbesondere der Wissenschafts- und Technikforschung und der Akteur-Netzwerk-Theorie gilt es, mittels vor allem ethnografischer Methoden und Interviews solche Wissensnetzwerke anhand des Problembereichs Bodenerosion in ihrer Typik zu identifizieren und diese Kenntnisse in die Entwicklung eines innovativen Konzepts des Wissenstransfers einfließen zu lassen.
Bisherige Ergebnisse
Der sowohl vor Ort begehbare als auch digital verfügbare Feldrundweg zeigt auf, inwiefern Landwirte im Zentrum eines komplexen Netzwerks stehen, in dem verschiedene Akteure unter verschiedenen
Zwängen und Zielkonflikten agieren und damit die Landwirtschaft entscheidend mitbeeinflussen.
Bei empirischen Beforschungen agrarischer Wissensnetzwerke fällt bisher auf, dass die Akteure vor Ort - Landwirte, Anwohner, Lokalpolitik - trotz teils sehr
unterschiedlicher Interessen und erheblicher Betroffenheit beispielsweise von Erosionsereignissen, ein großes Verständnis für die Perspektiven der anderen besteht und auch für die Zwänge, unter
denen diese agieren. Darin liegt ein Potenzial, das für eine gelingende Transformation der Landwirtschaft genutzt werden kann. Angesichts bestehender Verflechtungen und Wechselwirkungen wäre ein
solcher Wandel kaum ohne auch eine gesellschaftliche Transformation möglich.
Team
Anna Henkel hat seit 2019 den Lehrstuhl für Soziologie mit Schwerpunkt Techniksoziologie und nachhaltige Entwicklung an der Universität Passau inne. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der soziologischen Theorie, der Wissens-, Materialitäts- und Nachhaltigkeitsforschung sowie im Bereich Digitalisierung. Sie verbindet gesellschaftstheoretische Perspektiven mit empirischer Forschung, etwa bei der Frage nach dem Wandel von Verantwortungsverhältnissen.
Holli Brandhuber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie mit Schwerpunkt Techniksoziologie und nachhaltige Entwicklung an
der Universität Passau. Im Future Crop Farming Projekt geht sie Übersetzungs- und Abgrenzungsdynamiken agrarischer Wissensnetzwerke nach.
Gemeinsam fragen wir, wer auf dem Feld welche Rolle spielt und wie sich das Feld als mögliche „Landwirtschaft der Zukunft“ aus der Sicht der verschiedenen Akteure darstellt.